Hüfte
Das Hüftgelenk wird von der Gelenkpfanne (Acetabulum) und dem Hüftkopf (Caput femoris) gebildet und ist das größte Kugelgelenk des Menschen. Es wird beim Stehen, Gehen und Sport zeitweise mit dem Vielfachen des eigenen Körpergewichtes belastet.
Seine Stabilität ist vor allem durch die Form, die starke Gelenkkapsel und durch die umgebenden Muskeln und Sehnen gesichert. Der Knorpel dämpft die Stoßbelastung und ermöglicht ein sanftes Gleiten der Gelenkpartner. Die Gelenklippe (Labrum) vergrößert die Gelenkfläche und dichtet das Gelenk ab.
Typische Erkrankungen
Arthrose
Hierunter versteht man einen Gelenkverschleiß. Eine chronische Entzündung, ein knöcherner Formfehler, ein tiefer Knorpelschaden oder Einrisse der Gelenklippe verursachen Schmerzen in der Leistengegend, dem Gesäß oder dem Oberschenkel bis hin zum Knie. Unbehandelt führen sie in aller Regel zum vorzeitigen Gelenkverschleiß.
Die Arthrose ist zum heutigen Zeitpunkt (egal in welchem Gelenk) nicht heilbar. In fortgeschrittenen Stadien sollte ein Gelenkersatz diskutiert werden.
Impingement
Durch eine Fehlform der Hüfte kommt es zu einem Engpass in der Bewegung, was einen frühzeitigen Verschleiß des Gelenks begünstigt.
Die drei häufigsten Formen sind:
- Cam-Typ (Fehlform des Schenkelhalses)
- Pincer-Typ (Fehlform im Beckenbereich)
- Gemischter Typ (Cam- und Pincerfehlform)
Der Begriff stammt vom englischen Wort „Cam“ – „Nockenwelle“ ab.
Wir bezeichnen so den Formfehler im Bereich des Überganges von Hüftkopf zum Schenkelhals.
Am Übergang vom Hüftkopf zum Schenkelhals befindet sich „zuviel“ Knochen. Dieser Buckel wird bei jeder Beugung in das Hüftgelenk gepresst. Durch diesen Druck kann der Knorpel geschädigt werden, sowie die Gelenklippe einreissen.
Diese Gelenkverletzungen führen zum vorzeitgen Verschleiß, der Arthrose.
Dieser Formfehler ensteht am Ende des Wachstumsalters. Aber auch Folgen von Verletzungen und andere Erkrankungen können zu diesem Formfehler führen.
Ein viel diskutierter Risikofaktor scheint die sportliche Belastung im Alter von 13-17 Jahre zu sein.
Im diesem Video ist der Wirkmechanismus des Cam-Impingements dargestellt.
Man erkennt den Einriß in die Gelenklippe, als auch die beginnende Ablösung des Gelenkknorpels.
Das folgende Animation zeigt Ihnen, wie eine CAM Resektion funktioniert.
Der Name leitet sich von dem englischen Wort „Pincer – Kneifzange“ ab. Die Hüftpfanne umschliesst den Hüftkopf an eigen Stellen oder sogar über das normale Maß hinaus. Hierdurch eng die Pfanne den Bewegungsradius des Hüftkopfes ein. Der Hüftkopf wird sprichwörtlich in die Zange genommen.
Entwicklungsbedingt zeigen manche Beckenformen eine Prädisposition für diese Art des Impingements. Selten sind Folgen einer Verletzung oder einer sportlichen Überlastung Grund für das Auftreten des Pincer – Impingements.
Im Video werden die möglichen Folgen eines Pincer-Impingements beschrieben.
Man erkennt die Schädigung der vorderen Gelenklippe durch den frühen Anschlag, als auch die später auftretende Schädigung der hinteren Knorpelanteile durch die Hebelwirkung.
Die häufigste Form der Störung im Bereich der Formgebung der Hüfte. Es handelt sich um die Kombination des CAM- mit dem PINCER Impingement. In ca. 80% der Fälle liegt diese Mischform vor. Es besteht eine relative „Über-Überdachung“ der Hüfte und eine vermehrter, prominenter Schenkelhals. Zur Therapie müssen in aller Regel beide Formstörungen behoben werden.
In diesem Video werden die möglichen Folgen eines „mixed type Impingement“ dargestellt.
Labrum- / Gelenklippenschaden / Knorpelschäden
Diese Schäden werden durch Überlastung oder Unfälle hervorgerufen. Sie verursachen Schmerzen bei Beugung und Rotation. Da das Labrum eine wichtige Funktion im Gelenk einnimmt, sollten symptomatische Verletzungen behandelt werden. Der Knorpel hat leider fast kein Heilungspotential. Deshalb sollte ein isolierter Knorpelschaden durch operative Techniken behandelt werden, solange noch keine höhergradige Arthrose vorliegt.
Schleimbeutelentzündung / Peritrochantäres Schmerzsyndrom
Auf der Außenseite der Hüfte, am großen Rollhügel (trochanter major) setzen die Gesäßmuskeln an. Zwischen diesen Muskeln liegen mehrere Schleimbeutel (Bursen). Schmerzen in diesem Bereich werden unter dem Sammelbegriff „peritrochantäres Schmerzsyndrom“ zusammengefasst. Früher hat man von einer Schleimbeutelentzündung gesprochen. Eine genaue Diagnostik ist notwendig. Denn es handelt sich oft um eine Erkrankung der Sehnen und Bänder.
Die Wirksamkeit der Trainingstherapie, der lokalen Infiltration und der Stoßwellentherapie wurde in den letzten Jahren nachgewiesen. Operationen sind nur bei Rissen oder starken Verkalkungen in den Sehnen notwendig.
Dysplasie
Dysplasie bedeutet Fehlform. Bei der Hüfte beschreibt dieser Ausdruck eine zu schwache Überdachung der Hüfte durch eine zu kleine Hüftpfanne. In Deutschland werden Hüften bereits in der 3. Woche nach Geburt (U3) daraufhin kontrolliert. Bei einer sogenannten Reifestörung wird die drohende Dysplasie mit einer Spreizhose behandelt. Wird diese erst später erkannt, kann eine Becken-Umstellung helfen.
Hüftkopfnekrose
Ein Absterben eines Teils des Hüftkopfs ist die Folge einer mangelnden Durchblutung. In Abhängigkeit der Ausdehnung und Schwere sind medikamentöse Therapieformen, gelenkerhaltende Operationen oder ein Gelenkersatz zu empfehlen.
Hüftschnupfen
Meist in Folge eines Infekts auftretende, nicht bakterielle Entzündung der Hüfte. Die Ursache ist bis dato ungeklärt und tritt meist bei Kindern auf. In seltenen Fällen können auch Erwachsene betroffen sein. Meist reicht die konservative Therapie mit Medikamenten aus.
Epiphysiolyse / Abrutschen der Wachstumsfugen
Eine Instabilität der Wachstumsfugen führt zum Abrutschen des Hüftkopfs nach hinten / innen / unten. Die Ursache ist bislang ungeklärt. Jungen sind häufiger betroffen als Mädchen. Frühzeitig erkannt, kann eine Stabilisierung vor Spätfolgen schützen. In späten Stadien sollte die resultierende Fehlform korrigiert werden.
Therapieformen
Das primäre Ziel der Behandlung muss der Gelenkerhalt und die Wiederherstellung der schmerzfreien Belastbarkeit sein. Wir nutzen das ganze Spektrum der Behandlungsmöglichkeiten von rein konservativer Therapie, über spezielle Injektionsbehandlungen bis hin zu den operativen Behandlungen.
Viele Erkrankungen und Verletzungen im Bereich des Hüftgelenks und der hüftumgreifenden Weichteile sind durch rekonstruierende Verfahren zu therapieren.
Wir arbeiten je nach Diagnose mit:
- Kinesiotape / Bandagen
- Trainingstherapie / Physiotherapie
- Injektionstherapie (PRP / Hyaluron)
- Stoßwelle
- Akupunktur
- Arthroskopischen Operationen
- Umstellung (Becken-, Oberschenkel-OP)
- Gelenkersatz (Prothese)
Hüftarthroskopie
Das Hüftgelenk ist eines der am schwierigsten zu arthroskopierenden Gelenke. Daher gibt es nur wenige spezialisierte Ärzte in Deutschland, die Hüftarthroskopien in größerer Anzahl durchführen.
In minimalinvasiver Technik wird die normale Funktion und Belastbarkeit wiederhergestellt, die Schmerzen sind gering und die Rückkehr in ein normales Leben erleichtert. Korrekturen der Hüftform bei Impingement, Gelenklippenschäden, Knorpelläsionen bis hin zu Knorpelzelltransplantation können arthroskopisch behandelt werden.
Eine Arthroskopie wird unter Voll- oder Teilnarkose durchgeführt. Bereits im ca. 2-3-tägigen Aufenthalt im Krankenhaus beginnen Sie mit der Physiotherapie. Ein individueller Nachbehandlungsplan hilft Ihnen bei der weiteren Therapie-Umsetzung.
Die Belastbarkeit des Hüftgelenks nach der Operation richtet sich nach dem behandelten Schaden. Meist ist die Teilbelastung sofort, die Vollbelastung und auch das selbständige Autofahren nach ca. 3 Wochen wieder möglich. Die sportliche Leistungsfähigkeit wird ca. 12-16 Wochen nach einer Operation erreicht.